Der Normannenfürst by Rune Pär Olofsson

Der Normannenfürst by Rune Pär Olofsson

Autor:Rune Pär Olofsson [Olofsson, Rune Pär]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-08-14T00:00:00+00:00


2

Von meinem Verbannungsort Bayeux konnte ich allem, was in Rollos Land geschah, folgen. Und das war wahrlich nicht wenig!

Weniger geschah im Stift Bayeux, wenn man das betrachtete, was meine eigentliche Arbeit war. Die Grafschaft war gewiss in Bothos und Popas Händen, aber ich war der einzige Priester so weit das Auge reichte. Einen Bischof hatten wir selbstverständlich auch nicht; vor wem außer mir sollte er Pater pastorum sein? Popa sprach ab und zu darüber, draußen im Stift Kirchen zu bauen oder zu errichten, aber ich überredete sie zu warten, bis wir mehr Priester hatten. Denn gab es Kirchen, mussten ja auch dort Messen gelesen werden, und da würde es ja ich sein, der genötigt wäre hin- und herzureisen. Ich meinte, Bayeux selbst würde mir bis auf weiteres als mein Missionsfeld reichen.

Außerhalb der Stadt waren es nicht mal einige wenige, die sich nach Gottes Wort zu drängen schienen. Die meisten in dieser verfluchten Gegend hielten sich an die alten nordischen Götter. Mag sein, dass sie auch gegenüber diesen Göttern keinen besonders großen Eifer zeigten. Ich begann, die Priester, die vor mir die Erde gefroren fanden und flüchteten, entweder des unbewussten Eifers oder des Leichtsinns zu verdächtigen. Mich verfolgte jedenfalls keiner. Obwohl - es konnte ja darauf beruhen, dass ich sie auch nicht mit allzu aufdringlichen Bekehrungsversuchen verfolgte. Ich las meine Messen für Botho und seinem Hausvolk, für Popa und ihre Kinder und Diener und für einige zurückgebliebene Franken oder zureisende Kaufleute. Die glänzend neue Kathedrale, die Botho hatte bauen lassen, stand nicht nur und wartete auf ihren Bischof, sondern auch auf Leute, die sie füllen wollten.

Im Übrigen unterrichtete ich die Kinder der Christen der Stadt. Und hier war es, wo ich selig war, weil unter denen, die ich unterrichtete, auch Popas Kinder waren - und die Lektionen wurden in Popas Haus gehalten.

Rollo hatte, wie erwartet, große Schwierigkeiten gemacht und mich nicht von sich lassen wollen. Gleichzeitig hatte er sich meine Lügen äußerst schwer zu Herzen genommen. Er hatte mich so hart an die Wand geschlagen, dass ich noch ein halbes Jahr später Schmerzen in der linken Schulter hatte. Als sich sein Zorn etwas gelegt hatte, war er sehr verwirrt; er verstand nicht, welchen Nutzen ich von meinen Lügen hatte - und das verstand ich ja auch nicht, weshalb wir darin übereinstimmten. Und ganz wie der Erzbischof fand er schließlich, ich selbst hätte am meisten Ungemach gehabt und die Sünden hätten sich so selbst bestraft. Weiter war Rollo weise genug, mir meine Wohltaten an den Normannen zugute zu halten. So war ich davongekommen, an die Engländer verkauft zu werden, womit er vorher gedroht hatte. Ein wenig Stolz war er auch, mir mit Recht misstraut zu haben. Das zeigte, er war fast seherisch veranlagt und damit wohl so klug wie der Gode, den er erschlagen hatte!

Am Ende ließ er jedenfalls Franco seinen Willen. Ich würde nach Bayeux geschickt werden. Rollo konnte mich ja eh nicht mehr als seinen Geheimboten benutzen, weil ich ihn so böse enttäuscht hatte! Mindestens nicht, bis ich eine rechtmäßige Strafe erlitten hatte.



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